Sascha

Sascha war mein erster Hund. Zumindest der erste der mir gehörte. Ich hatte ja schon öfters auf Hunde aufgepasst wie z.B. auf den Pinschermischling Terry unserer Nachbarn.

 

Terry war wohl schließlich auch daran schuld, das ich überhaupt einen Hund bekam. Ich paßte immer nach der Schule auf ihn auf, weil sein Herrchen schwer krebskrank war. Er wurde jedoch eines Nachts, zusammen mit mehreren anderen Hunden aus unserer Gegend, gestohlen. Ich befürchte er landete in einem Tierversuchslabor. Damals gingen viele Gerüchte um und viele Hunde verschwanden damals spurlos. Wie auch Terry. Doch mein Umgang mit ihm und das ich nicht müde wurde mit ihm spazieren zu gehen überzeugten meine Eltern endlich, das ich einen eigenen Hund bekommen durfte. Nachdem ich sooo lange gebettelt hatte, wurde mein größter Traum endlich wahr.

Wir überlegten sehr lange, was für ein Hund es werden sollte. Ich hätte gern einen Cockerspaniel gehabt, aber der war meiner Mutter zu groß. Sie wollte einen Rauhaardackel, aber ich und mein Vater wollten keine "Wurst auf vier Pfoten" (Entschuldigung an alle Dackelbesitzer, die das evtl. lesen)!

Schließlich verliebte sich meine Mutter in einer Chappi-Werbung im Fernsehen in einen Irish Setter! Ich sagte ihr wie groß der werden würde, aber da war es ihr plötzlich egal. Sie wollte einen Setter!

 

Tja. also ließen wir uns vom VDH Listen mit Setterzüchtern in unserer Gegend schicken. Ich hätte ja noch lieber einen English Setter gehabt, aber die hatten zu der Zeit keine Welpen. Also fuhren wir zu einer Irish Setter Züchterin nach Sythen bei Haltern. Dort konnten wir uns aus einem Wurf von noch 4 Welpen einen aussuchen. Wir wollten damals unbedingt einen Rüden. Die Züchterin hatte sich jedoch vertan und uns zu 2 Rüden ein Weibchen gebracht. Das wollten wir erst, aber als mein Vater sah das es eine Hündin war, wollte er sie nicht mehr, obwohl wir sie sogar umsonst bekommen hätten, weil sie schoneinmal gekauft wurde und zurückkam, weil der neue Besitzer überraschend verstorben war. Mir war es ja egal ob Rüde oder Hündin, aber als die Züchterin dann den richtigen dritten Rüden brachte, da war es klar. Dieser sollte es sein und kein anderer.

Er war damals 12 Wochn alt und hieß Bijou vom Blickpunkt. Er hatte ein wundervolles kastanienfarbenes Fell, bernsteinfarbene Augen, einen kleinen weißen Brustfleck und als besonderes Kennzeichen einen schwarzen Leberfleck auf der Zunge.

Also nahmen wir ihn mit. Ich habe ihn übrigens ganz allein von meinem Konfirmationsgeld (500,- DM) bezahlt.

Wir hatten schon längst vorher beschlossen das der neue Hund Sascha heißen sollte.

Also nahmen wir Sascha mit nach Hause. Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, da kotzte er erstmal direkt in den Vorgarten.

Er fuhr Zeit seines Lebens nicht gern Auto. Später wurde es so schlimm mit der Autofahrerei, das mein Vater da ein Spiel daraus machte. Besonders wenn Leute dabei standen und zuschauten lief das immer wir folgt ab: Sascha stand vor dem Kofferraum, guckte rein und mein Vater sagte "Hopp"! Sascha guckte ihn blöd an und mein Vater nahm seine Vorderpfoten mit der Bemerkung "Na gut dann helf ich Dir mal ein bißchen" und legte sie auf den Kofferraumrand. Sascha blieb genauso stehen und guckte dumm. Nach einigen erfolglosen "Hopps" nahm mein Vater dann die Hinterbeine und hob den Hund dadurch mit einer leichten Drehung ins Auto. "So. Nun hab ich Dich doch wieder reingehoben. Dann nimm wenigstens noch den Schwanz da weg!" Sascha saß genauso wie mein Vater ihn hingesetzt hatte und schaute ziemlich intelligenzlos. Schließlich bog mein Vater auch noch Saschas Schwanz ins Wageninnere und mit einem "So Du Faulpelz" machte er die Kofferraumtür zu. Erst danach erwachte Sascha aus seiner Lethargie und legte sich bequem hin. Dies Ritual war echt bühnenreif und wiederholte sich immer wenn Sascha ins Auto steigen sollte. Nur wenn wir es eilig hatten, wurde Sascha kurzerhand sofort ganz in den Kofferraum gehoben. Auch wenn er es locker geschafft hätte, ich hab ihn viel höher springen sehen, er ist sein Leben lang nicht allein in Auto gesprungen!

 

Und ja - wie man an den Fotos sehen kann, war Sascha ein Kettenhund. Dies ist ja heutzutage verpönt! Aber damals war es erstens völlig normal und zweitens haben viele Hunde, die im Haus leben, heutzutage nicht ein so schönes Leben wie unser Sascha. Er war sowieso nur an der Kette, wenn niemand im Garten war, da er ansonsten ruckzuck über den Zaun sprang und strawanzen ging. 

Da mein Vater und ich aber fast den ganzen Tag im Garten waren, lief er die meiste Zeit des Tages frei rum. Außerdem bekamen wir Sascha erst in dem Jahr, als mein Vater in Rente ging und sein liebstes Hobby war das Wandern. Natürlich nahm er Sascha auf allen seinen Wanderungen mit, anfangs durch die Haardt und später, als wir von Marl nach Osterode gezogen waren, durch den Harz! Mein Vater war mit meinem Onkel oftmals den ganzen Tag im Harz auf Tour und Sascha war immer dabei.

Wenn er gerade nicht im Harz auf Tour war, dann sah Saschas Tagesablauf so aus, das mein Vater morgens, nach dem Frühstück, erstmal 2 Stunden mit ihm durch die Gegend wanderte, da wir auf einem Dorf wohnten, hatten wir da viel Felder, Wiesen und kleine Wäldchen zum Rumlaufen. Wenn ich aus der Schule kam und die Hausaufgaben fertig hatte, ging ich mit Sascha raus, auch immer mindestens eine Stunde, oftmals tobte ich mit meinen Freunden und Sascha noch viel länger durch Feld und Wald! Abends gingen wir meist alle zusammen nochmal ne halbe Stunde mit Sascha raus und nachts zwischen 11 un 12 Uhr machte mein Vater nochmal ne kurze Pipirunde mit ihm und dann ging Sascha mit einem dicken Kalbsknochen in die Heia in seine Hütte! Übrigens war die Hütte so groß, das selbst mein Vater da rein paßte! Das hatte er ausprobiert, als er die Hütte gebaut hat, denn Sascha sollte ausreichend Platz haben und er hat sie auch mit Styropor Isoliert, damit es im Winter nicht zu kalt war. Mein Vater baute die Hütte aus zwei Lagen Holz mit einer Schicht Styropor dazwischen und das ganze hat er mit Dachpappe ummantelt, damit auch ja kein Regen durch ging. Innen hatte Sascha Teppiche und dicke Decken und ein Teppich hing in Streifen geschnitten vor der Tür, damit Regen und Wind draussen blieben!

 

 

Ich denke, unser Sascha hatte ein sehr schönes und erfülltes Leben und ich werde ihn ganz sicher niemals vergessen! 

 

Sascha lebte vom 31.03.1982-12.06.1993.