Mein größter Traum

Mein Attila
Mein Attila

So lange ich zurückdenken kann war neben einem eigenen Hund immer ein eigenes Pferd mein größter Traum!

Nun, den Hund hatte ich mir mit unserm Sascha ja bereits erfüllt.

Nur das mit dem Pferd klappte noch nicht. Ich bin ja quasi mit Pferden groß geworden. Schon als Kind bin ich oft geritten. Aber ich hatte nie richtig Unterricht. Den leistete ich mir erstmals nach meiner Ausbildung im Englischen Garten in München. Ich war begeistert und mein Traum vom eigenen Pferd war wieder da.

Im Januar 1995 war es dann endlich soweit. Nachdem ich mir einige Pferde angeschaut hatte, fiel meine Wahl auf den schwarzbraunen Württemberger Wallach Attila. Er hatte zwar keine Papiere, aber das war mir egal. Nach einer Ankaufsuntersuchung durch einen Tierarzt vor Ort, die durchweg positiv ausfiel, stand mein Entschluß fest. Dieses Pferd sollte es sein.

Also liehen wir uns einen Hänger und machten uns auf den Weg nach Aschau, um Attila abzuholen. Ganz stolz lud ich ihn dann in Kleindingharting vor dem Stall aus und führte ihn in seine Box. Alle waren dabei und begutachteten mein neues Pferd. Er sah so gut aus!!!! Nur schade, das er geschoren war, so mußte ich ihn immer abdecken, damit er sich nicht erkältete.

 

Am nächsten Nachmittag holte ich ihn raus um ihn erstmal gründlich zu putzen und dann ein wenig auf dem Platz zu bewegen. Zunächst ließ sich alles sehr gut an. Attila war wirklich ein Schatz und benahm sich vorbildlich sowohl beim Putzen als auch beim Satteln.

Ganz stolz führte ich ihn aus dem Stall und stieg auf um im Schritt zum Platz zu reiten. Ich machte grad meine zweite Schrittrunde auf dem Platz, als unser Stallbesitzer Peter kam, um uns zu zu schauen.  Plötzlich sagte er zu mir: Der läuft aber nicht klar!  Ich meinte zuerst, das es wohl an dem unebenen Platz lag. Aber Peter meinte, ich solle doch mal auf die Straße gehen und ihm vortraben, da könne er das besser beurteilen. Es stellte sich raus, das er recht hatte. Attila ging lahm.

Also riefen wir den Tierarzt an, der auch ziemlich bald kam. Es stellte sich heraus, das Attila einen Bänderschaden hatte und mehrere Monate nicht richtig geritten werden durfte. Die ersten vier Wochen nur an der Hand spazieren gehen und danach erstmal ein paar Wochen nur Schritt reiten und dann auch immer nur ganz leichtes Training auf absolut ebenen Flächen. Erst im Juli, wir waren inzwischen in einen Stall in Eicherloh umgezogen, konnte ich anfangen ihn richtig zu reiten. Anfang August bekam er dann neue Hufeisen, damit das Training jetzt wieder richtig starten konnte.

Inzwischen hatte ich auch rausgefunden, das er keineswegs 11 Jahre alt war, wie mir gesagt wurde, sondern mindestens 15 Jahre. Höchstwahrscheinlich war er sogar älter als 20 Jahre. Er hatte viele gesundheitliche Probleme. Ein Abszeß zwischen den Ganaschen war nur der Anfang. Danach hatte er oft Kreislaufprobleme und ich mußte den Tierarzt öfter rufen als mir lieb war. Außerdem stellte sich raus, das er wohl Nierenprobleme hatte. Denn er pieselte jeden Tag mindestens doppelt soviel wie alle anderen Pferde. Eine Untersuchung ergab zwar keine schlechten Werte, aber der Arzt meinte das ginge nur so lange gut, wie er immer ausreichend trinken und pieseln würde. Wenn es da Schwierigkeiten gäbe, würden die Nieren wohl sehr schnell versagen meinte er.  Inzwischen gibt es eine Bezeichnung dafür, ich würde sagen Attila litt an dem sogenannten Cushing Syndrom.

 

Eines Tages Ende August 1995 kam ich grad von der Arbeit nach Hause und wollte mich für den Stall umziehen, als das Telefon klingelte. Es war der Stallbesitzer. Er sagte mein Pferd läge auf der Koppel und stünde nicht mehr auf. Ich rief sofort den Tierarzt an und machte mich auf den Weg zum Stall. Inzwischen war Attila zwar aufgestanden und in die Box gegangen, aber nun lag er in der Box und war um nichts zu bewegen nochmal aufzustehen.

Kurz nach mir kam der Tierarzt. Er diagnostizierte eine schwere Kolik und gab erst mal Schmerzmittel und noch verschiedene andere Mittel wurden ihm gespritzt. Aber Attila stand einfach nicht auf.

 

Nachdem wir ein paar Stunden gekämpft hatten mussten wir aufgeben. Der Tierarzt meinte, da könne, wenn überhaupt, nur noch eine Operation helfen. Aber er sei ja überhaupt nicht transportfähig. Eine solche Operation könne er aber nicht im Stall durchführen. Außerdem würde er, aufgrund der medizinischen Vorgeschichte, davon ausgehen, das mit 90%iger Wahrscheinlichkeit auch eine Operation nicht mehr helfen würde und die Narkose hochgestellt werden würde, damit er nicht mehr aufwacht.

Ich ließ dann noch einen zweiten Tierarzt kommen, der mir dasselbe sagte und danach entschied ich mich schweren Herzens meinen geliebten Attila einschläfern zu lasssen. Es war der schwerste Moment in meinem ganzen Leben. Ich liebte dieses Pferd wirklich, es war mein wahrgewordener Wunschtraum, den ich nach nur knapp einem 3/4 Jahr im wahrsten Sinne des Wortes begraben musste.

Ich war so fertig nahdem Attila tot war, das ich am nächsten Tag nicht in die Arbeit gehen konnte. Zum Glück hatte mein Chef dafür Verständnis und ich konnte mir einen Tag frei nehmen.

Attilas Tod war aber gleichzeitig sauch der Anfang vom Ende meiner Ehe, denn als mein Mann nach Hause kam und ich tränenüberströmt auf dem Sofa saß, kaum fähig ihm zu erzählen was passiert war, da sagte er doch allen ernstes zu mir ich solle doch froh sein, das ich "dieses Vieh" endlich los sei, ich hätte doch von Anfang an nur Tierarztkosten mit dem Viech gehabt! Dieser Satz hat mich in meinem innersten tief getroffen und ich habe es ihm nie wirklich verziehen. Klar hatte er ja Recht. Aber wenn ich heulend dasitze hatte ich einfache erwartet, das er mich in den Arm nimmt und tröstet. Ich bin heut noch überzeugt, das ich damals angefangen habe, mich seelisch von meinem Mann zu entfernen.

Aber Attila ist heute noch ganz tief in meinem Herzen, ich werde ihn nie vergessen!!!